“Originalradierung” und “Originalgrafik”
(Aus: Neue und alte Techniken der Radierung + Edeldruckverfahren. Tipps, Tricks, Anleitungen und Rezepturen aus 500 Jahren – erlesen und gesammelt von Wolfgang Autenrieth)
1960 hat der „Print Council of America“, eine Vereinigung von Künstlern, Grafiksammlern, Kunsthändlern und Konservatoren eine Definition der Originalgrafik verfasst. Ein Druck sollte nur dann als Originalgrafik gelten, wenn er vom Künstler eigenhändig auf Stein, Kupfer, Holz oder Linol geschnitten oder gezeichnet wurde. Eine Auflage durfte allein vom Originaldruckstock vom Künstler selbst oder von ihm beauftragt gedruckt werden. Die Auflage musste exakt limitiert und vom Künstler signiert und gutgeheißen sein. Der lithografische Umdruck wurde gestattet, photographische Mittel wurden jedoch untersagt.
Ebenfalls 1960 wurde durch den “Dritten Internationalen Kongress der Bildenden Künste“ in Wien eine gültige Definition des Begriffs der Original-Graphik (Radierung, Kupferstich, Lithographie, Linolschnitt, Holzschnitt, Serigraphie, Monotypie) als Resolution beschlossen.
Nachdem sich die Künstler der Pop-Art mit Erfolg diesem Verbot widersetzt haben (Warhol, Johns, Rauschenberg usw.) ist diese Einschränkung m. E. obsolet geworden. Zur Zulässigkeit photografischer Hilfsmittel habe ich meinen Standpunkt und die für mich geltenden Einschränkungen bereits eingangs dargelegt. Den Rest regelt der Markt.
Der Wortlaut
Es ist das ausschließliche Recht des Künstlerdruckers, die definitive Auflagezahl jedes seiner graphischen Werke in den verschiedenen Techniken, wie Kupferstich, Lithographie usw., festzulegen. Jeder Druck muss, um als Original betrachtet zu werden, nicht nur die Signatur des Künstlers tragen, sondern auch eine Angabe hinsichtlich der Gesamtauflage und der Seriennummer des einzelnen Druckes aufweisen.
Die oben genannten Prinzipien beziehen sich auf graphische Arbeiten, d. h. auf Drucke, für welche der Künstler die Originalplatte herstellte, den Holzblock schnitt, den Stein oder ein entsprechendes anderes Material bearbeitete. Werke, die diese Bedingungen nicht erfüllen, müssen als Reproduktionen angesehen werden.“
Signaturen
„Zur Zeit des Impressionismus verlor sich in Deutschland die „Graphik-Adresse“ alten Stils – die sich meist auf Kupferstichen findet. Diese Signatur hat bis zu 9 Arten von Angaben: Künstler, Verleger, Adresse des Verlegers, Technik, Titel, Widmung etc., jedoch – im Gegensatz zur Künstlerradierung – nicht die Auflagenhöhe.
Kennzeichnungen zeitgenössischer Graphik sind auf dem Papier außerhalb des Druckplattenrandes mit Bleistift angegeben. Links befindet sich in der Regel die Angabe zur Auflage der Graphik (Exemplar Nr./von Auflagenhöhe) und rechts die Signatur des Künstlers mit oder ohne Datierung.
Heute gebräuchlich sind:
E.A.= epreuve d’artiste = Probeabzug für den Künstler (ohne Nummerierung)
h.c.= hors commerce = außerhalb der Handelsauflage, meist für Freunde (ohne Nummerierung)
Weitere Hinweise dazu finden Sie bei den Bemerkungen zur Auflage
Vor Erfindung der Photografie waren Kupferstich und Radierung z.T. noch reine Reproduktionsverfahren, mit denen Bilder großer Meister reproduziert wurden. Dies ist an den Signaturen, die direkt seitenrichtig in die Platte gestochen wurden, zu sehen.
Künstler
Dem Namen des Künstlers, der das Original gemalt hatte, wurde einer der folgenden Zusätze beigegeben:
pinx., pinxit, = gemalt von
oder delin., del., delineatur, delineavit,= gezeichnet von,
oder inv., inventur, inventor, inventit.,= erfunden von
bzw. comp., composuit, composit beigefügt.
Weitere Signaturen, den Künstler betreffend waren:
pictor, figuravit
Stecher
Dem Namen des Stechers wurde einer der folgenden Zusätze beigegeben:
sculps, sc., sculptor, sculpsit =gestochen von
oder inc., incisor, incisit =geschnitten von
oder f., fe., fec., fecit =gemacht von
caelavit, caelator
Drucker
Dem Namen des Druckers wurde einer der folgenden Zusätze beigegeben:
imp., impressit, impresse= gedruckt von
excudit= verfertigt von
Weitere Signaturen
Wurden die Drucke in einer Werkstatt unter Leitung eines Meisters oder Verlegers herausgegeben, so erschien auch sein Name auf dem Druck:
dir., direxit = hat es geleitet
e., ex., exc., excidit= erschienen bei
ausserdem: formis, divulgavit, ex typis