Il caldo e il freddo
la carne immobile/soggiace arsa/freddo s’innalza/lento il lamento/dell’ultimo umano pianto/il disincanto.
Diptychon 700 mm x 500 mm
pastel drawing
2015

 

Das Warme und das Kalte
das unverrückbare Fleisch/gibt entbrannt nach/kalt erhebt sich/langsam das Klagelied/der letzten menschlichen Trauer/die Entzauberung.

 

DE//

Das Aufeinandertreffen von Warm und Kalt

Bestimmte Wörter fügen sich in historische und kulturelle Kontexte ein und beeinflussen Denken und Sprache auf eindringliche Art. Sie kennzeichnen das Handeln des Menschen, sind dabei aber stets nur schwer definierbar. Das semantische Umfeld des Begriffs „Liebe“ stellt ein schwierig zu entwirrendes Geflecht aus bedeutungstragenden Beiklängen dar, denn „das Lieben” ist ein vielgestaltiger Prozess, dessen mehr bis minder friedvolle Koexistenz aus Gegenstücken zusammensetzt ist. Eine flüchtige Empfindung, von Prévert in den Feuilles Mortes meisterlich beschrieben, zwischen dem Wunsch der Präsenz und dem Grauen des Fehlens. Hierin findet der universelle Gedanke par excellence Ausdruck, von Empedocles Konzept des Eros, das als Zwistigkeit zwischen den ordnenden Kräften der Realität zu verstehen ist, bis hin zu den moralischen Vorenthaltungen, die laut Gadamer durch dieses Lebensgefühl evoziert werden.

Wohl gerade aufgrund dieser perzeptiven und expressiven Vagheit ist die Liebe ein Thema, welches in der Kunstgeschichte oftmals in gegensätzlichen kompositorischen Schemata, als eine Spannung zwischen entgegengesetzten Polen, dargestellt wird. Die visuelle Darstellung der Gegensätzlichkeit kehrt gleich einer ikonischen Pose wieder, sie kristallisiert sich in den figürlichen Darstellungen: von Venus und Mars, die unter den Werken Botticellis am deutlichsten an die Harmonie der Gegensätze angelehnt ist, die in den Abhandlungen von Marsilio Ficino beschrieben wird, hin zu der himmlischen und der irdischen Liebe von Tizian, einem viel diskutierten Meisterwerk, das durchdrungen ist von den im Umfeld der Medici weit verbreiteten neuplatonischen Lehren zur Doppelnatur der irdischen und der himmlischen Venus.

Das Aufeinandertreffen sich gegenüberstehender Kräfte, der Liebe und ihrem Gegenspieler, bestimmt das Bild der sich wohl gen Unendlichkeit windenden Spirale, des barocken Taumels, der auf perfekte Weise Ausdruck findet in der anschaulich herausgearbeiteten Verflechtung der Körper von Pluto und Persephone aus der Reihe bildhauerischer Darstellungen Berninis. Die fest umklammernden, nach oben weisenden Arme des Herrschers über den Hades und der Tochter der Demeter wandeln sich in der Reinform des Taumels und zeichnen die Folge einer ständigen Metamorphose nach. Hier wirkt eine stärkere visuelle und taktile Einprägsamkeit, als es bei den belaubten Zweigen der von Apollon verfolgten Daphne der Fall ist – das Thema beider Werke entstammt derselben Quelle des Ovid.

Der Rhythmus dieser gegensätzlichen Komposition findet sich auch in den narrativen Systemen, die dem Zeitgenössischen am nächsten stehen, wieder, obschon sie auf darstellender Ebene stärker implizit bleibt. Ob sie an den Impuls des Thanatos gebunden ist, gleich einem Achill, der sich in dem Moment in Penthesilea verliebt, in dem er sie erschlägt, oder an das Sein-zum-Tode Heideggers; Es ist unmöglich, darin, in dem entrückten Blick von Judith, Adele Bloch-Bauer, dem Lieblingsmodell Klimts, nicht den janusköpfigen Symbolismus düsterer Sinnlichkeit, eine nicht greifbare Nähe von Freude und Unglück zu sehen, die in die goldverzierte Verbitterung des Meisters der Wiener Secession eingelassen ist.

In diese formreiche Tradition des Gegensätzlichen, die soeben in ihren Grundzügen dargestellt wurde, reiht sich das Diptychon Il caldo e il freddo (Das Warme und das Kalte) von Alessandra Donnarumma ein. Es wird zum Abbild des Gefühls der Ewigkeit. Der Eindruck von Andersartigkeit verliert durch die Pastelllinien – mal sind sie gewunden, dann völlig formlos, versteckt, dann wieder zugespitzt, durch die nicht trennbaren Empfindungen von warm und kalt – an Deutlichkeit. Die Union der Körper ist als Prinzip, welches die gegenläufigen Bewegungen von Erhebung und Fall, von Erwachen und Tod antreibt, zu verstehen, sie ist eine Allegorie des Prozesses, durch welchen die zwei Momente des Bewusstseins, nämlich die Darstellung und die Benennung, zusammentreffen. Die Verse, die Donnarumma ihrem Werk beifügt, sind wesentlicher Bestandteil für dessen Deutung. Sie sind die natürliche Fortsetzung des Pastellstrichs auf dem Papier. So manifestiert sich hier, zwischen den versteckten Linien und der semantischen Auslegung der Worte, in dieser Überlagerung, in der Bedeutung und Bild zur gegenseitigen Kompensation tendieren, eine Form, die dem Taumel des Barock ähnelt. Durch den Kontrast entsteht ein einziger Körper:

la carne immobile/soggiace arsa/freddo s’innalza/lento il lamento/dell’ultimo umano pianto/il disincanto.

das unverrückbare Fleisch/gibt entbrannt nach/kalt erhebt sich/langsam das Klagelied/der letzten menschlichen Trauer/die Entzauberung.

Mario Francesco Simeone

IT//

La coincidenza del caldo e del freddo 

Ci sono alcune parole che, adattandosi a contesti storici e culturali, condizionando in profondità il pensiero e il linguaggio, caratterizzano l’agire degli uomini, pur rimanendo particolarmente difficili da definire. Il campo semantico del termine “amore” è un intreccio difficilmente districabile di sfumature significanti perché “l’amare” è un processo proteiforme che si compone nella coesistenza, più o meno pacificata, degli opposti. Una sensazione sfuggente, ben descritta nelle foglie morte di Prevert, tra il desiderio della presenza e il terrore della mancanza, che è idea universale per eccellenza, dal concetto empedocleo di eros, inteso come dissidio tra potenze organizzatrici della realtà, fino alle privazioni morali che, secondo Gadamer, tale sentimento vitale impone. 

Probabilmente proprio a causa di questa vaghezza percettiva ed espressiva, l’amore è un tema che, nella storia dell’arte, è stato spesso rappresentato secondo schemi compositivi antitetici, come tensione tra poli opposti. La modalità visiva della contrapposizione ricorre come una posa iconica, cristallizzata nelle vicende figurative, dalla Venere e Marte, tra le opere di Botticelli più ispirate all’armonia dei contrari espressa nei trattati di Marsilio Ficino, all’Amor sacro e amor profano, di Tiziano, un capolavoro di sospesa lettura, intriso delle dottrine neoplatoniche sulla doppia natura della Venere terrena e della Venere celeste, molto diffuse nell’ambiente della corte medicea. 

La coincidenza di forze opposte, dell’amore e del suo contrario, determina la figura della spirale virtualmente protesa all’infinito, quel vortice del Barocco perfettamente espresso dall’intreccio plastico dei corpi di Plutone e Proserpina, nel gruppo scultoreo di Bernini. Con una incisività visiva e tattile maggiore rispetto ai rami frondosi di Dafne braccata da Apollo – il cui soggetto, per altro, è tratto dalla medesima fonte ovidiana – le membra avvitate del re dell’Ade e della figlia di Cerere trasfigurano nella forma pura della vertigine, tracciando la successione di una metamorfosi perennemente in atto. 

Il ritmo di tale composizione contrapposta, pur rimanendo figurativamente più implicita, è riscontrabile anche nei sistemi narrativi più vicini al contemporaneo. Che sia correlata alla pulsione di thanatos, alla maniera di Achille che si innamorò di Pentesilea nel momento esatto in cui la colpì a morte, o all’essere-per-la morte heideggeriano, impossibile non vedere, nell’espressione trasognante di Giuditta-Adele Blochbauer, la modella preferita di Klimt, un simbolismo ambiguo di lugubre sensualità, una prossimità informe del piacere e della tragedia, incastonati nella dorata esasperazione decorativa del maestro della Secessione Viennese. 

A questa vastissima tradizione dell’opposto, della quale si è fatta una cronologia appena essenziale, aderisce il dittico Il caldo e il freddo, di Alessandra Donnarumma, che diventa immagine ideale del sentimento dell’eternità. L’impressione dell’alterità è eclissata dalle linee, ora tortuose, ora informali, del pastello, nascosta, oppure acuita, dalle sensazioni indistricabili del caldo e del freddo. L’unione tra i corpi è intesa come principio generatore dei movimenti antinomici di elevazione e discesa, del risveglio e della morte, un’allegoria implicita del processo attraverso il quale i due momenti della conoscenza, quello della figurazione e quello della nominazione, arrivano a coincidere. I versi scritti da Donnarumma sono parte integrante nella lettura dell’opera, come continuazione naturale del tratto del pastello su carta. Così, tra l’aspetto nascosto delle sagome e la semantica interpretativa delle parole, questa sovrapposizione in cui significato e immagine tendono alla compensazione, si manifesta una forma simile al vortice barocco, per creare un unico corpo dal contrasto: la carne immobile/soggiace arsa/freddo s’innalza/lento il lamento/dell’ultimo umano pianto/il disincanto. 

Mario Francesco Simeone 

 

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Bibliography /

  • 2015 – nascondere, origini, a cura di Mario Francesco Simeone, Benevento IT

Il caldo e il freddola carne immobile/soggiace arsa/freddo s’innalza/lento il lamento/dell’ultimo umano pianto/il disincanto.Diptychon 700 mm x 500 mmpastel drawing2015   Das Warme und das Kaltedas unverrückbare Fleisch/gibt entbrannt nach/kalt erhebt sich/langsam das Klagelied/der letzten menschlichen Trauer/die Entzauberung.   DE// Das Aufeinandertreffen von Warm und Kalt Bestimmte Wörter fügen sich in historische und kulturelle Kontexte […]